5. Tag – Fahrt auf dem Panamakanal

Durfte ich am Dienstag den Panamakanal als Besucher von oben anschauen setzte ich heute das i-Tüpfelchen drauf, fuhr mit einem Ausflugsschiff von Panama City fast bis zum Gatunsee rauf. Bevor ich meine persönlichen Eindrücke vom Tag schreibe hier ein paar Fakten die ich die letzten Tage aufgeschnappt habe, die mir neu waren und vielleicht interessieren sie euch ja auch zum Thema Panama Kanal.

Der 82 km lange Kanal ist komplett künstlich angelegt d.h. die Fahrrine existierte nicht etwa bereits als Fluss der dann verbreitert wird sondern wurde komplett aus der Landschaft gesprengt und gegraben. Mit Schleusensystemen sowohl auf der Atlantik- als auch auf der Pazifikseite werden die Schiffe auf ein höheres als das Meeresniveau gehoben um letztendlich die um 26m höhere Seehöhe des Gatunsees zu erreichen. Die Schleusen selbst arbeiten komplett ohne irgendwelche Pumpen nur mit Hilfe der Erdgravitation. Das für die Schleusen notwendige Wasser wird dem Gatun- bzw. Mirafloressee entnommen wobei typischerweise 101.000 Kubikmeter Wasser pro Schleuse und Sink/Hebevorgang verbraucht werden. Eine Schleuse ist dabei in etwa 8 Minuten gefüllt/entleert. Auf Grund dieses hohen Wasserverbrauchs müsste der Kanal seinen Betrieb einstellen falls eine längere Regenpause die künstlichen Seen nicht mehr befüllen würde!

Auch wenn der Kanal 24 Stunden pro Tag betrieben wird fahren die großen Schiffe nur tagsüber wobei am Vormittag vom Pazifik zum Atlantik, am Nachmittag in die Gegenrichtung gefahren wird. Grund ist dass am Kanal selbst nicht genügend Platz ist dass sich 2 große Schiffe mit entsprechendem Tiefgang begegnen könnten. In der Nacht verkehren „kleinere“ Schiffe in beiden Richtungen. Bei den Schleusen sind jeweils 2 nebeneinander angebracht um einen größeren Durchsatz zu erreichen. Der Preis für die Durchfahrt richtet sich nach der Größe, der Betrag ist vorher entweder bar oder per Überweisung zu bezahlen, sonst gibt es keine Durchfahrt. Für große Schiffe kann dies 400.000 Dollar oder sogar mehr ausmachen was sich aber immer noch rechnet weil die Fahrt um das Kap, also um die Südspitze Südamerikas rum, um mehr als 20 Tage länger dauert, dabei auch noch recht gefährlich ist. Die Durchfahrt darf nur in Begleitung eines von der Betreibergesellschaft gestellten „Piloten“ erfolgen, es ist der einzige Ort der Welt wo ein Kapitän eines Schiffes die Kontrolle über „sein“ Schiff einem anderen überläßt!


Da ich schon um 08:00 beim Ausgangspunkt der Fahrt sein musste hieß es wieder zeitig um 06:00 aufstehen aber in der Vorfreude auf die Fahrt störte mich das gar nicht so sehr. Nach einem kurzen Frühstück brachten mich Nicole und Julio mit dem Auto zum Ausgangspunkt an der Miraflorez wo bereits einige andere Mitfahrer sich eingefunden hatten. Ich bekam dann wieder so ein Papierhandband in gelber Farbe, es wurde mir erklärt dass damit die „Schichten“ beim Auf’s Boot drauf gehen aber auch für die Mahlzeiten geregelt werden damit nicht alle los stürmen. Die Gelbhänder durften dann auch als erste auf das Boot, ich war überhaupt der erste weil der Großteil der anderen Passagiere Pensionisten waren, ich somit einer der jüngsten und am besten zu Fuss war und so kriegte ich einen zum Fotografieren besten Platz allerdings wurden wir dann gleich als erste zum Frühstück gerufen, der Platz war wieder weg bis diese Farbe aufgerufen wurde und ich ihn wieder hatte 🙂

Wir lagen dann mindestens noch eine halbe Stunde im Hafen bis wir unsere Fahrt zum Panamakanal begannen allerdings warteten wir dann noch fast eine Stunde an der Einfahrt des Kanals bis der benötigte Pilot an Board genommen und mit entsprechendem Applaus begrüßt wurde. Wir fuhren dann auch unter der „Bridge of the Americans“ durch, man kann von hier aus bis rauf nach Anchorage in Alaska fahren, runter nach Süden geht es an und für sich bis zur Südspitze Argentiniens wobei die Strasse nach Kolumbien durch den Dschungel fast nicht befahrbar ist. Wir zuckelten sehr langsam Richtung erste Schleusen, es waren halt zwei große Schiffe vor uns und bis die in die Schleusen reinkommen ist ähnlich wie einen Faden in eine Nadel zu fädeln. Der sehr gute Sprecher erklärte uns dann auch dass wir nicht etwa mit einem der großen Schiffe in einer Schleuse mit hoch fahren sondern mit einem zweiten Ausflugsschiff und einem privaten Segelschiff worüber ich erst enttäuscht war denn mit einem Riesenbrummer in einer Schleuse, das hätte schon etwas her gegeben. Wie sich dann aber rausstellte war es so interessanter weil man dabei die enormen Ausmasse einer Schleuse erst richtig erkennen kann wenn sich rundherum alles an Platz verliert!

Irgendwann waren wir dann tatsächlich in der ersten Schleuse und nachdem das Schleusentor hinter uns geschlossen war ging es nach einigen Minuten los, das Wasser wurde in der Schleuse eingefüllt und langsam hob sich unser Boot bis es nach etwa 8 Minuten um einige Meter höher wieder weiterfahren konnte. Die ersten beiden Schleusen waren unmittelbar hintereinander, dann ging es auf den kleinen Mirafloressee hinaus wo wir eine Stunde an eine Boje gebunden warten mussten bis wir in die 3. Schleuse weiterfahren konnten. Hier fiel mir dann auf als uns die Schleusenarbeiter die Seile zum Befestigen des Bootes runterwarfen schauten sie von einigen Metern über uns runter, am Ende des Hebevorgangs schauten wir auf sie runter 🙂

Vom Mirafloressee ging es dann auf den eigentlichen Panamakanal wo uns große Schiffe begegneten, mittlerweile war nämlich die Richtung umgedreht worden, wir waren die letzten 3 Schiffe vom Vormittagsverkehr. Es war stellenweise sehr stürmisch so dass ich zu tun hatte meinen Hut nicht zu verlieren. Nach einigen Kilometern Fahrt auf dem Kanal war dann Ende der Fahrt, wir stiegen gegen 16:00 vom Ausflugsboot runter, wurden mit Bussen wieder zum Ausgangspunkt Miraflores zurück gebracht. Dort wartete Francisco schon auf mich der mich im schweren Freitagnachmittag in einer Stunde Fahrt zur Wohnung zurück brachte wo ich gleich meiner Erlebnisse erzählen und später in diesem Blog festhalten durfte 😉

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